Große Beteiligung an SPD Hochwasserschutz-Exkursion in Wenigumstadt

05. August 2021

Schutzmaßnahmen in Radheim als vorbildlich angesehen

Der 8.7.1987 hat sich vielen Bewohnern der Bachgaugemeinden ins Gedächtnis eingebrannt. Damals ging ein Starkregen über dem oberen Bachgau nieder, wobei innerhalb einer Viertelstunde ca. 50 Liter pro Quadratmeter vom Himmel kamen. Aus dem Welzbach, der normalerweise zwischen 3 und 9 Liter Wasser pro Sekunde führt, wurde binnen Minuten ein reißender Strom, der auf bis zu 50 Meter Breite anschwoll und in den bachnahen Bereichen von Pflaumheim, Wenigumstadt, Mosbach und Radheim verheerende Überflutungen mit Millionenschäden an vielen Häusern anrichtete.

Zahlreiche Welzbach-Anrainer beteiligten sich daher am vergangenen Samstag an der Hochwasserschutz-Tour der Wenigumstädter SPD entlang des Welzbachs von Pflaumheim bis Radheim. Einige hatten Fotos von 1987 mitgebracht, die großflächige Überschwemmungen inmitten der Ortsbebauung zeigen. Gemeinderat Wolfgang Jehn, der die Hochwasser von 1987 und 1989 selbst miterlebt hatte, wies daraufhin, dass es sich damals nur um sogenannte 20jährige Hochwasser gehandelt habe. Demgegenüber seien bei der jüngsten Sintflut in der Eifel 170 Liter pro Quadratmeter niedergegangen, was weit über ein Jahrhunderthochwasser hinausgeht. Auf das 63 Quadratkilometer große Einzugsgebiet des Welzbachs bezogen, wären im Bachgau etwa 11 Millionen Kubikmeter Regen niedergegangen, was auch hier zu meterhohen Fluten mit entsprechenden Verheerungen geführt hätte.

Zahlreiche Interessierte begleiteten den SPD-Bundestagskandidaten Tobias Wüst bei der Hochwasserschutz-Exkursion am vergangenen Samstag
Zahlreiche Interessierte begleiteten den SPD-Bundestagskandidaten Tobias Wüst bei der Hochwasserschutz-Exkursion am vergangenen Samstag

Auch wenn man sich nicht gegen jeden Starkregen wappnen könne, so forderte Jehn, dass der Markt Großostheim dringend weitere notwendige Schutzmaßnahmen ergreift. Zwar seien seit 1987 schon einige Hundert Kubikmeter Retentionsflächen geschaffen worden aber mit Blick auf das benachbarte Schaafheim gebe es erheblichen Nachholbedarf. Auf die Frage nach einem gemeindlichen Schutzkonzept entgegnete Gemeinderätin Bettina Göller, dass gegenwärtig die hydraulische Berechnung des Kanalsystems überarbeitet wird, während die von der SPD beantragte Hochwassersimulation noch ausstehe. Nach dem jüngsten Hochwasser in Mömlingen und dem siebten SPD-Antrag zum Hochwasserschutz hat die Gemeindeverwaltung jetzt Kontakt mit dem Kleinostheimer Ingenieurbüro Jung aufgenommen, um ein Hochwassermodell zu erstellen, das den Handlungsbedarf und eine Priorisierung der Maßnahmen beinhalten soll.

Der Aschaffenburger SPD-Stadtrat und Bundestagskandidat Tobias Wüst rechnet mit einer erheblichen Aufstockung der Bundes- und Landesmittel für den Hochwasser- und Katastrophenschutz, damit Städte und Gemeinden die millionenschweren Maßnahmen stemmen können. Bei der Hochwasserexkursion wurden bereits angelegte Retentionsflächen im Wenigumstädter Ried und Brühl besichtigt, wobei festgestellt wurde, dass dort weit größere Überflutungsflächen geschaffen werden können. Oberhalb von Radheim wurden an Welzbach und Hebach zwei Dammbauwerke besichtigt, mit denen die Gemeinde Schaafheim mehr als 5.000 Kubikmeter Stauraum geschaffen hat. Zustätzlich wurden in zwei Straßen unterirdische Rigolenanlagen mit 100 und 200 m³ Fassungsvermögen gebaut. Zusammen mit dem in Bau befindlichen Stauraumkanal in der Radheimer Ringstraße investiert Schaafheim insgesamt 3,5 Millionen Euro für den Hochwasserschutz in Radheim.

Schutzdämme nach Radheimer Vorbild hielten die Exkursionsteilnehmer auch für die zum Welzbach ziehenden Flurgräben notwendig, weil damit der Zufluss von Sturzfluten aus der Feldflur abgebremst werden könne. Gleichzeitig entstehen dabei hochwertige Biotope, in denen auch Regenwasser versickert und damit zur Grundwasser-Neubildung beigetragen wird. Erwin Glawion, der das Absinken des Grundwasserspiegels an der Grundwassermessstelle am Wallstädter Weg seit vielen Jahren beobachtet, sieht dabei die aktive Regenwasserversickerung als eine dringliche Aufgabe der Zukunft. Nach den Vorstellungen der SPD soll sich der Großostheimer Gemeinderat demnächst ebenfalls auf Hochwasserschutz-Tour begeben, um bei allen Räten ein Verständnis für die hochdringlichen Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

Text: Wolfgang Jehn

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