VertreterInnen der SPD-Kreistagsfraktion und der Kreis-SPD begaben sich jüngst in den Hochspessart, um sich vom Leiter des Forstbetriebs Rothenbuch Florian Vogel und vom Rothenbucher Bürgermeisters Gerd Aulenbach aus erster Hand zur Waldbewirtschaftung und zum Thema Nationalpark zu informieren.
Forstbetriebsleiter Vogel stellte im Heisterblock und Eichhall die vier verschiedenen Waldklassen vor, mit dem besonderen Augenmerk auf die Klasse 1 (Buchenbestände älter als 180 Jahre) und Klasse 2 (zwischen 140 und 180 Jahre alte Buchenbestände). Von den 17.000 Hektar Wald des Rothenbucher Forstbetriebs gehören 1.050 Hektar zur Klasse 1 und stehen damit unter Prozessschutz, d.h. sie sind seit 2007 außer Betrieb genommen. Hier gibt es keine Baumfällungen mehr. Mit weiteren 400 ha Schutzflächen, u.a. FFH-Gebiete und ca. 400 ha mit geschützten Bäumen sind insgesamt 1.800 ha Wald aus der Bewirtschaftung genommen. Im Staatsforst Rothenbuch werden generell keine Buchen mit 80 cm Stammdurchmesser und keine Eichen mit 100 cm Stammdurchmesser in Brusthöhe mehr gefällt. Damit verzichtet der Forstbetrieb jährlich auf Einnahmen von ca. 1 Million Euro, welche der Verkauf dieser Baummethusaleme einbringen würde. Gleichzeit wird Zug um Zug der Anteil des Totholzes gesteigert, auf mittlerweile 19 Kubikmeter pro Hektar über die gesamte Forstbetriebsfläche hinweg. Der Totholzanteil liegt damit weit über dem Bayernschnitt, mit 15 m³ Totholz pro Hektar.
Betriebsleiter Vogel veranschaulichte am Beispiel der Knoblauchsrauke die gestiegene Biodiversität auf den stillgelegten Betriebsflächen und gestand ein, dass viele natürliche Prozesse und Zusammenhänge noch völlig unbekannt seien. Zur Konkurrenz von Eichen und Buchen erläuterte er, dass die Schattbaumart Buche im Spessart bis zu 300 Jahre alt wird und in natürlichen Beständen alle anderen Baumarten dominiert. Demgegenüber brauche die Lichtbaumart Eiche sehr viel Glück oder eben menschliche Hilfe zum Überleben. Sie brauche einen lichten Fleck zum Aufgehen, Schutz vor Wildschweinen und Rehen als Jungbaum und auch mit fortgeschrittenem Alter laufe sie ständig Gefahr von benachbarten Buchen überschattet zu werden, so dass sie abstirbt. Ihr natürlicher Anteil betrage daher im Spessart ca. 3 Prozent, durch die gezielte Eichenbewirtschaftung seit dem 30jährigen Krieg betrage der Eichenanteil im Staatswald ca. 25 %, ein Anteil den kein Kommunal- oder Privatwald schaffe. Unter diesen Bedingungen könnten Eichen im Spessart bis zu 600 Jahre alt werden und höchste Erträge erbringen. In den letzten Jahren hat der Forstbetrieb auf 170 Hektar neuen Eichenwald angelegt und dabei mehr als 3 Mio. Euro investiert. Ohne kontinuierliche Pflege werden diese Bestände jedoch von der Buche überwachsen.
Forstbetriebsleiter Vogel sprach sich deshalb dafür aus, die 2007 im Forstbetrieb Rothenbuch begonnene nachhaltige und vorbildliche Waldwirtschaft konsequent fortzusetzen und auszubauen und diesen Vorzeigewald weltweit zu bewerben. In den wenigsten Ländern gebe es nachhaltige Waldbewirtschaftung und für diese seien vorbildlich bewirtschaftete Wälder wichtige Nachahmungsobjekte anstelle der weitverbreiteten Kahlschläge mit nachfolgenden Baumplantagen.
Ein Nationalpark Spessart würde 75 % der Forstbetriebsfläche Rothenbuch umfassen und den Holzwert von einer halben Milliarde Euro stilllegen.
Bürgermeister Gerd Aulenbach kritisierte die dilettantische Weise in der die Staatsregierung das Nationalparkthema über die Region gebracht habe, ohne Konzept und ohne die nötigen verbindlichen Informationen und ohne Bürgerbeteiligung von Anfang an, so dass die Gerüchteküche angeheizt und erheblicher Unfriede in den Spessart gebracht wurde. Diesen Frieden gelte es unverzüglich wieder herzustellen, indem die Bürger gefragt und deren Meinung respektiert werde. In Rothenbuch läuft aktuell die Bürgerbefragung.